Liebe Bewegte!
Herzlich begrüße ich Sie/Euch – auch von Seiten unserer GdG und Pfarre hier in Arnoldsweiler - zwischen Alt- St. Arnold und Neu St. Arnold!
Kurze Vorstellung:
Ralf Linnartz, Geistlicher und Seelsorger im Bistum Aachen tätig seit 1990. Seit fast einem Jahr bin ich mit einer halben Stelle zur Seelsorge hier in der GdG, im nördlichen Bereich Dürens betraut. Und mit der anderen halben Stelle bin ich für die Seelsorge mit Menschen in der Arbeitswelt, in den Betrieben und den Arbeitslosenprojekten beauftragt. Schließlich haben ich hier noch einen dritten „Hut auf“, als geistlicher Begleiter des Regionalen Katholikenrates.
Wir haben uns auf unterschiedlichen Wegen hier hin bewegt, an einen Ort, zu dem sich schon abertausende Menschen aufgemacht haben und das nun schon seit über 1000 Jahren!
Diese Bewegung hat ihren Grund in einer Verehrung für einen Menschen, einen Christen in der fränkischen Zeit hier in dieser Gegend. Historisch ist seine Person nicht mehr recht zu fassen!
Dennoch muss an diesem Menschen etwas gewesen sein. Er hat zu seiner Zeit wohl etwas getan, das über das „Normalmaß“ des „Frommen“ und „Sozialen“ und seines „Standes“ weit hinausgegangen ist. Das war für Viele vorbildlich.
Das hat Menschen in Bewegung gebracht, in die Bewegung des Herzens, des Denkens und Tuns, also ins Handeln.
Nicht umsonst wurden einige Legenden um seine Person erzählt und weiter erzählt…
Legenden bringen eine tiefe Wahrheit (unseres christlichen Glaubens) in eine gut zu merkende Form. Sie wollen doch zum Nachmachen, zum Mitmachen zum Weitermachen anstiften!
Diese Bewegung der Verehrung des Hl. Arnold führte sogar dazu, dass dieser Flecken „Ginnizweiler“ in „Weiler des Hl. Arnold“ umbenannt worden ist! Daraus wurde im Laufe der Jahrhunderte schließlich „Arnoldsweiler“.
Wenn ich mir die zentrale Legende um St. Arnold anschaue, dann ist mir daran Folgendes wichtig:
- Da ist einer, der sieht die Not der Menschen! – Auch wenn er vielleicht gar nicht davon selbst betroffen ist!
- Er lässt sich von diesem Missstand berühren!
- Sein innerer Kompass sagt ihm, dass das gegen seine Überzeugungen und christlichen Grundsätze verstößt!
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Er wird aktiv!
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Er weiß um seine Möglichkeiten, sein Stärken, aber auch seine Grenzen. In diesem Rahmen handelt er klug, ja listig, und alternativ.
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Sein Handeln ist primär selbstlos, nicht narzisstisch- egoistisch verengt.
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Sein Handeln ist lokal, aber effektiv und „nachhaltig“. Über Jahrhunderte haben die Menschen dieser Gegend etwas davon!
Ich denke, dass wir uns im Einsatz für die Gerechtigkeit, den Frieden und die Bewahrung der Schöpfung dies gut zum Vorbild nehmen können!
Liebe Bewegte!
Weil die Menschen davon „profitieren“ bleibt die Verehrung auch lange sehr wirksam. Und so haben sich die Menschen in Bewegung gesetzt, an diesen so in vielfacher Hinsicht „aufgeladenen“ Ort. Die Motivation nach hier zu kommen, war nie allein im engen Sinne religiös, spirituell, „fromm“. Wallfahrten hatten und haben eine immer höchst soziale Komponente. Sie haben auch eine wirtschaftliche Motivation.
Sie /Ihr habt dieser Bewegung eine neue Motivation hinzugefügt, eine ökologische.
Diese Motivation kann sich hier - so finde ich - ebenso einfügen, wie die anderen Beweggründe an diesen Ort zu kommen, der geprägt ist von dem Geist und der Haltung dieses heiligen Mannes aus der Frankenzeit!
Interessant finde ich die Wechselbeziehungen, die entstehen: Weil hier diese Wachszins- Fahrradwallfahrt von Euch/Ihnen durchgeführt wird, ist auch hier etwas in Bewegung geraten. Seit diesem Jahr wird dem Hl. Arnold von der Pfarre wieder an Pfingstmontag eine Kerze „geopfert“.
Die Pfarre knüpft also wieder an den Brauch des Wachszinses an!
In meiner Aufgabe der Seelsorge mit Menschen in der Arbeitswelt, in den Betrieben und den Arbeitslosenprojekten unseres Bistums und in Kooperation mit den Gewerkschaften ist mir noch wichtig, dies hier zu sagen:
- Das bisher wichtigste Mittel zur sozialen Befriedung, nämlich die Erzeugung von Wirtschaftswachstum führt unter Status-Quo Bedingungen zur Überlastung des Klimas und führt in eine ökologische, ökonomische und soziale Katastrophe.
- In unserer Region gibt es viele Beschäftigte, die sich nicht erstgenommen, nicht mitgenommen und abgewertet fühlen, die massive Angst haben, auch wenn sie nach außen mit den Muskeln spielen.
- Die ökologischen Konflikte haben immer auch eine soziale Dimension. Darum ist es genauso überlebenswichtig, dass Gewerkschaften und Klimaschützende zusammenarbeiten.
- Die ökologische Transformation kann nicht gegen sondern nur mit den „kleinen Leuten“ gelingen. Es braucht Sicherheitsgarantien für Menschen, die in den karbon- orientierten Bereichen arbeiten. Ansonsten haben rechte Populisten ein leichtes Spiel!
- Eine wirklich „ganzheitliche“ „Ethik des Lebens“ beinhaltet das massive Runterfahren von Energie und Ressourcenverbrauch und zugleich die Umverteilung des gesellschaftlichen Wohlstandes, damit alle etwas davon haben. Eine echte Transformation unseres Wirtschaftssystems ist nötig.
Zwei Fragen, die mich bewegen, möchte ich an Euch/Sie weitergeben:
Wie können wir dazu beitragen, dass eine (neue) Solidarität zwischen den „Betroffenen“ entsteht?
Wie können die Beschäftigten in den Karbon- gestützten Bereichen (hier bei uns besonders Bergbau/Autoindustrie etc.) überzeugt werden, dass eine ökologische Transformation die bessere Art der Zukunft ist?