Stellungnahme des Katholikenrat Düren zur Missbrauchsstudie

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Datum:
Di. 20. Nov. 2018
Von:
Katholikenrat Düren

Auch in unserem Gremium ist die Betroffenheit über die Ausmaße des sexuellen  Missbrauchs von Minderjährigen innerhalb der Katholischen Kirche groß.

Ein kirchlicher Gedenktag, ein Aufruf der Bischöfe, gute Gebete allein werden den vielen Opfern der letzten Jahrzehnte nicht gerecht. Opfer, wie auch Gläubige müssen überzeugt werden, dass Kirche diese Verbrechen künftig nicht mehr deckt, vertuscht oder abstreitet und Maßnahmen ergreift Täter zu benennen und ihrer gerechten Strafe nach Recht und Gesetz des Landes zuführt.  

Es bedarf einer umfassenden Aufklärung. Die Verbrechen gehören vor öffentliche Gerichte und erfordern konsequente Bestrafung, damit vor allem Kinder und Jugendliche besser geschützt werden können.

Gleichermaßen müssen die Wege des Vertuschens und Verbergens aufgedeckt und die hierfür Verantwortlichen zur Rechenschaft gezogen werden.

Seitens der Kirchenleitungen muss dafür gesorgt werden, dass die Opfer entschädigt werden und es muss ihnen mit ausreichenden finanziellen und therapeutischen Mitteln geholfen werden, ihre Traumata zu bewältigen.

Auch Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen der Täter, die sich oft  unter der Gefahr des Generalverdachts sehen, und ihre Gemeinden nehmen Schaden, wenn ein solcher Fall bekannt wird. Sie brauchen Hilfe für die Bewältigung von Enttäuschungen über das Verhalten von Priestern und kirchlichen Mitarbeitern, die sie meistens in anderen Zusammenhängen kennen- und schätzen lernten.

Sie wollen außerdem nach einer solchen Tat sicher sein, dass nicht an anderer Stelle die Verbrechen weitergehen. Der Umgang mit überführten Tätern nach der Tatverbüßung ist in jedem Einzelfall mit Unterstützung von externen Fachleuten zu beraten.

Um die Missbrauchsfälle zukünftig zu reduzieren, sind weitere Schritte nötig. Die Präventionsangebote des Bistums müssen erhalten und intensiviert werden. Es muss auf allen Ebenen der Kirche klar sein, an wen Betroffene sich wenden können und wo sie Hilfe finden können, auch bei Stellen außerhalb der Kirche.

Die Strukturen unserer Kirche mit ihrem theologischen Überbau, der sie als Institution unfehlbar und unantastbar darstellt, hat in diesem eng geschlossenen System die Möglichkeit zu sexuellem Missbrauch erleichtert. Die Amtsträger hatten über Jahrhunderte den Nimbus von persönlicher Heiligkeit, göttlicher Berufung und moralischer Integrität, was vom Kirchenvolk nicht in Frage gestellt oder trotz mancher Zweifel hingenommen wurde.

Wenn es eine wirkliche und auf Zukunft gerichtete  Präventionsarbeit von Missbrauch an Minderjährigen geben soll, müssen die kirchlichen Strukturen überdacht, überprüft und reformiert werden, die einen Missbrauch begünstigen. Hier sind zu nennen:

Hierarchie, Klerikalismus, Zwangszölibat, Männerbünde, Ausschluss von Frauen.

Wenn das nicht geschieht, wird sich nicht viel ändern und unsere Kinder werden weiterhin nicht geschützt!