Willkommensstruktur entwickeln

Arbeitskreis Asyl Langerwehe vermittelt Flüchtlingen Deutsch und das Gefühl, angenommen zu sein

08_Willkommenskultur (c) Arne Schenk
Datum:
Mi. 18. Feb. 2015
Von:
Arne Schenk
Wer in einem fremden Land ist und dessen Sprache nicht beherrscht, fühlt sich oft verloren und ausgegrenzt. Daher ist ein vordringlicher Wunsch von Flüchtlingen der Besuch eines Sprachkurses. So auch in Langerwehe.


Ins Leben gerufen hat das Projekt der Arbeitskreis Asyl Langerwehe. Bei einem Vortreffen im Dezember 2014 habe sich schnell herauskristallisiert, dass 23 Betroffene sich einen Deutschkurs wünschen, erklärt Marie-Theres Jung. Als Sprecherin des Diözesanverbands der katholischen Frauengemeinschafts Deutschlands (KFD) Aachen, hält sie die Kontakte zu Pfarrei und Bistum.


Ständig wird an den Sprachkursen gefeilt

Mit drei Deutschkursen für Anfänger sowie einem Alphabetisierungskurs startet der Arbeitskreis nun im Langerweher Pfarr- und Jugendheim. Jeweils einmal in der Woche für zwei Stunden wird mit Hilfe von qualifizierten Kräften gelernt. „Der Bedarf ist eigentlich viel größer“, bekräftigt Renate Wesemann, Verbindungsfrau zu Sozial- und Ordnungsamt. Zwar bietet die Volkshochschule Düren Kurse an, die jedoch überlaufen sind und den Bedarf bei weitem nicht decken oder sich an Menschen, die bereits Deutsch-Grundkenntnisse haben, richten. Ganz niederschwellig beginnen indes die Kurse in Langerwehe. Fragen wie „Wie heißen Sie? Woher kommen Sie?“ werden auf ein Flipchart geschrieben und eingeübt, indem ein Teilnehmer die Frage stellt, dann einem anderen einen Ball zuwirft, der sie beantworten soll. Ständig feilen die Organisatoren an den Kursen, um sie an die unterschiedlichen Fähigkeiten der Teilnehmer anzupassen.

Die menschliche Seite ist den Beteiligten des Asylkreises extrem wichtig, wie auch die Resonanz zeigt: „Die Flüchtlinge sind überglücklich, dass es den Kreis gibt“, erzählt Monika Hinzen, die bei der „Tafel“ arbeitet und dort die wachsende Flüchtlingswelle erlebt. Die Menschen hätten das Gefühl, verlassen und abgeschoben zu werden und seien dankbar, dass es jemanden gäbe, der sich zu ihnen setze und sie danach frage, wie es ihnen gehe und wie ihnen geholfen werden könne. So erhält der Kreis viel an Wertschätzung von den Betroffenen zurück.


Viele Zuwanderer besitzen ein großes Potenzial

Eine Willkommenskultur zu entwickeln, ist ein erklärtes Ziel des Asylkreises. Der soziale Umgang ist immens wichtig. So erweist sich ein Stammtisch im Jugendzentrum als sehr spannend, erklärt Renate Wesemann. Hier kämen die jüngeren Flüchtlinge nicht nur per Computer ins Internet, sondern auch in Kontakt mit Jugendlichen vor Ort. Gleichzeitig schaffen gemeinsame Unternehmungen ein soziales Netzwerk.

Gegründet hat sich der Asylkreis Langerwehe nach einem Informationsabend der KFD Langerwehe über die europäische Organisation Frontex sowie die innereuropäischen Abkommen und die damit verbundene Chance von Flüchtlingen, nach Deutschland zu kommen. Derzeit erreichen immer mehr Deutschland und werden nach Schlüsselzuweisungen auf die Kommunen aufgeteilt. Allein seit November kommt im Schnitt jede Woche ein neuer Flüchtling nach Langerwehe. Ein Ende ist nicht in Sicht. Der Großteil stammt aus Syrien, weitere kommen aus Nigeria, Pakistan, Marokko, Sri Lanka, Albanien, Georgien, dem Iran oder Irak. Etwa 85 Flüchtlinge leben derzeit in Langerwehe, davon 23 in Wenau und zwölf in der Luchemer Straße, zumeist alleinstehende Männer. Viele von ihnen besitzen großes Potenzial, das sie aber nicht nutzen könnten oder dürften, erklärt Gaby Dax-Trella, zuständig für das Haus in der Luchemer Straße. Auch den Betreuenden werden viele Steine in den Weg gelegt. „Wir halten uns mit Dingen auf, die eigentlich selbstverständlich sein müssten.“ Dabei sind Bedürfnisse wie die Suche nach Ärzten, Kindergartenplätzen oder Schulen, Behördengänge oder Rechtsberatungen zu berücksichtigen.


Weitere Paten für Flüchtlinge gesucht

Momentan arbeitet der Arbeitskreis verstärkt daran, eine hauptamtliche Stelle für die Organisation, Koordination und soziale Betreuung der Flüchtlinge einzurichten. Derzeit kümmern sich acht Paten um die Flüchtlinge in Langerwehe, vier betreuen die Unterkünfte, vier begleiten Einzelpersonen. „Auf Dauer sind dies zu wenig“, betont Hiltrud von Czerniewicz. Deshalb werden dringend weitere Patenschaften gesucht. „Es wurde ein runder Tisch Asyl gegründet, an dem wir auch sitzen“, ergänzt sie. Daran sind zudem die politischen Fraktionen sowie der Bürgermeister samt Verwaltung beteiligt.

Auskunft zum Asylkreis: Marie-Theres Jung, Tel. 02423/1339, E-Mail: marie-theres.jung-kfd@gmx.de; Auskunft zu den
Patenschaften: Hiltrud von Czerniewicz, Tel. 02423/4474, E-Mail: kvczernie@web.de.