© www.pixabay.com
© Berthold Bronisz/pixelio.de
© Henning-Hraban-Ramm/pixelio.de
© www.pixabay.com
© Monika Herkens
Der Kohleausstieg 2030 versetzt das Rheinische Revier in Stress, das bislang Versäumte beim Strukturwandel aufzuholen. Zu den offenen Flanken des bisherigen Prozesses gehört eine mängelbehaftete Bürgerbeteiligung. Die schmerzliche Lücke durch systematische Partizipation zu schließen, ist das Gebot der Stunde, um die anhaltenden gesellschaftlichen Konflikte rund um Tagebau, Flächennutzung und Strukturentwicklung zu befrieden.
Mit dieser Analyse im Gepäck, brachte die 5. Entwicklungskonferenz am 2. Juni in Düren Zukunftsagentur und Zivilgesellschaft in einen direkten Dialog. Agenturgeschäftsführer Bodo Middeldorf nutzte die Chance, den versammelten Initiativen, Verbänden und Einrichtungen die Hand zur Zusammenarbeit auszustrecken. Die gemeinsame Herausforderung laute, die Menschen auf dem Weg in die Zeit nach Ausstiegsdatum 2030 mitzunehmen.
Middeldorf unterstrich seinen Willen, die Arbeit der Zukunftsagentur Rheinisches Revier weiter zu verbessern. Ein Bürgerfonds soll künftig unbürokratisch lokale Projekte fördern, die zum Beispiel der nachhaltigen Entwicklung der fünf verbleibenden Erkelenzer Dörfer dienen.
Auch die Entwicklung der Flächen an den Tagebaurändern nannte der Geschäftsführer als Beispiel, bei dem er große Potenziale für eine nachhaltige Bürgerbeteiligung sieht.
Die anwesenden zivilgesellschaftlichen Akteure begrüßten diese Ansätze, formulierte jedoch weitere Erwartungen. Es brauche neben projektbezogenen Formaten und Förderungen auch systematische Strukturen der Bürgerbeteiligung. Dies bezog sich auf die einzelnen Dörfer, bei denen jeweils die örtliche Bevölkerung mit überlegen und entscheiden soll, was aus ihrem Lebensraum wird. Und es bezog sich auf Querschnittsthemen wie Biodiversität oder Branchenentwicklung, bei denen es zielführend wäre, regionale Expertise und Beschäftigte einzubeziehen, um wirklich tragfähige, nachhaltige Entscheidungen anzubahnen.
Es war die Zeit offener Worte bei dieser Entwicklungskonferenz. Klar und konstruktiv zugleich sprachen sie blinde Flecken im Verständnis der gemeinsamen Aufgabe an. Zu den wenig bequemen, gleichwohl hilfreichen Hinweisen gehörte die Offenlegung zweier schmerzlicher Lücken im bisherigen Strukturwandelprozess des Rheinischen Reviers.
Zum einen stach am 2. Juni, abgesehen von der grünen Landtagsabgeordneten Antje Grothus, die kollektive Abwesenheit politischer Mandatsträger aus dem Geflecht der Zukunftsagentur beim breit angelegten Dialogangebot der Entwicklungskonferenz heraus. Das reiht sich in den Augen vieler in eine robuste politisch-administrative Grundhaltung ein, den mit Fördermilliarden hinterlegten Strukturwandel „unter sich“ zu regeln.
Zum anderen erhielt das Stammbuch sowohl der Zukunftsagentur als auch der Zivilgesellschaft den kritischen Eintrag, dass alle Bemühungen um einen Ausgleich von Interessen weitgehend die Perspektive der jungen Generationen ausklammern. Punktuelle Beteiligungsangebote reichen nicht aus, sondern es braucht eigene Strukturen, Kümmerer und Ressourcen für eine konsequente Jugendbeteiligung, lautete das Fazit.
Viele Hinweise für die Weiterarbeit des zivilgesellschaftlichen Netzwerkes in der Region, wie Dietrich Denker, Superintendent des ev. Kirchenkreises Gladbach-Neuss, resümierte. Eingangs hatte bereits sein Kollege Jens Sannig vom ev. Kirchenkreis Jülich formuliert, dass nun der Zeitpunkt gekommen sei, die Gräben im Rheinischen Revier zuzuschütten. Mit ihrem Dialog bei der 5. Entwicklungskonferenz haben Zukunftsagentur und Zivilgesellschaft die Ärmel hochgekrempelt und die ersten Schippen geschaufelt.
Ihre Ansprechpartner für redaktionelle Rückfragen: Superintendent Jens Sannig (ev. Kirchenkreis Jülich), jens.sannig@ekir.de , Superintendent Dietrich Denker (ev. Kirchenkreis Gladbach-Neuss), dietrich.denker@ekir.de